ich hab
begriffen, dass geschichte subjektives erleben ist. Nun, hier kommt meine eigene
geschichte zu diesem krassen ort namens israel& palästina.
Wir sind
dort ganz unvoreingenommen hingeflogen, hatten keinerlei einblick in den
konflikt zwischen den beiden ethnien. Vom flughafen sind wir direkt in die
westbank (israelisch besetztes gebiet was eigentlich laut teilungplan der UN
den palästinensern zugesprochen wurde) gefahren und verbrachten erstmal ein
paar tage dort. Eine wahre bereicherung war eva, die ich schon aus wien kannte
und dort wohnte. Sie zeigte uns die ganze westbank und erklärte viele
hintergründe. Ich begriff schnell wie verfeindet beide seiten sind. Wenn man
sich die teilweise 8m hohe mauer (berlins mauer war 4m hoch im vergleich)
anschaut, will man dahinter schaun. Auf welchen ängsten und machtstrukturen
basiert sie?
Nun, als
israel vor 60 jahren gegründet wurde, hatten die palästinenser land
zugesprochen bekommen. Die westbank. Schön und gut. Jedoch hält sich israel
nicht daran. überall sind mittendrin mit einmal ganz ordentliche strassen die
auf einen berg führen wo eine neubausiedlung ist. Was die dort macht? Israel verkauft
billig land in der westbank um die bürger dorthin zu locken, sich dort nieder
zulassen. teil des vertreibungsplans. Irsaelis dringen immer weiter vor. Wenn die
juden dann von a nach b kommen wollen stellen sie sich an die strasse und
trampen, aber nicht allein: mindestens zwei bewaffnete soldaten geben ihnen
schutz. Die sogenannten Siedler haben immer ein Gewehr dabei und
schießerlaubnis inklusive. Was meint ihr wohl, inwiefern israel einen seiner
juden bestrafen täte, wenn er einen palästinenser umgebracht hat? Und dann kann
man sich die frage auch umgekehrt stellen. Das nennt sich dann perspektivesch
menschenrecht. Pf. Israel hat angst. Angst
vor dem feind palästina. Denn der will ja nur böses. Das bekommen zumindest die
menschen eingetrichtert. Von kindheit an. Schon mit 17 jahren, wenn sie noch
schön formbar sind beim militär zum beispiel. Denn da muss jeder mann 3 jahre
und jede frau 2 jahre wehrdienst absolvieren. Oder sollte ich sagen kinder? Israel
konstruiert das bild vom feind recht clever. Die jungen menschen glauben
tatsächlich, dass palästinenser gefährlich sind. Es gibt einige unberührte
zonen in der westbank, da leben wirklich nur palästinenser. Ein großes rotes
schild, aufgebaut von israelis, ziert die strasse wo draufsteht „ab hier lebensgefahr!“
was das soll? Ein mittel um den feind noch gefährlicher darzustellen. Und die
menschen glauben es. Wer würde schon bei solch einem schild weiterfahren? Nun,
wir :) haben dort hauptsächlich unsere zeit
verbracht und die liebsten menschen kennengelernt. Für israelis ist es
sicherlich etwas heikel, aber kein wunder: vor 60 jahren als israel gegründet
wurde, haben sie menschen vertrieben aus ihrer heimat, es gibt unzählige
flüchtlingscamps. Jeder hat familienmitgleider oder freunde verloren, wer wäre
da nicht sauer?
Beim letzten
großen aufstand vor 10 jahren circa, wurden sogar die roten no-go-zonen von
israelis überflutet. Von panzern. Wir haben mit leuten gesprochen, die das vor
ort erlebten- nämlich jeder. Sie bekamen hausarrest, weil so die kontrolle
leichter fiel. wenn man also nur ans fenster kam, fiel ein schuss. Häuser wurden
durchsucht von palästinensern mit hunden die einen stöpsel im ohr hatten, die
darauf dressiert werden, alles zu zerstören. Am ekligsten jedoch bleibt, dass
die tiere auf befehl die wohnung zuscheissen sollten. Das lernen die bei der
militärhundeschule!!!
Israel unternimmt
einiges um sich weiter zu erhalten. Nun gibt’s das problem der fortpflanzung:
palästinenser vermehren sich schneller. Was macht also der staat israel? Er spendiert
ne runde birthright für jeden juden auf der erde (allein schon der name). Was das
heißt? man hat bis zum 27. Lebensjahr die möglichkeit eine KOMPLETT finanzierte
reise nach israel geschenkt zu bekommen. Warum? Weil so direkt angestrebt wird,
dass juden nach israel immigrieren. Die haben dort den spaßigsten trip ihres
lebens. Da überlegt man sich das tatsächlich. Ich hatte einen solchen typen kennengelernt,
der erzählte mir, dass bei dem handout sogar drunter steht „macht jüdische
kinder“. Kondome waren also von gestern. Die reinheit der juden soll
weitergegeben werden und sich vermehren. ABARTIG! Asyltechnisch ist irael eine
absolute niete. Da kommt man so gut wie nicht rein. Das würde den judenstaat in
seiner ideologie angreifen und schwächen. Aber als weitere israelische vermehrungsmaßnahme,
ist es menschen aus armen ländern anzubieten nach israel zu immigrieren, wenn
sie zum judentum konvertieren. Deswegen sieht man immerhin einige schwarze und
ließt auch hin und wieder russisch auf der stasse.
Die mauer
wurde also gebaut um palästina abzugrenzen. Man schließt das böse weg. (Das system
gipfelt im gazastreifen auf dem höhepunkt wo menschen eingesperrt werden und am
existenzminimum leben, bei relativ hoher geburtenrate- die fläche ändert sich
dort nicht, der Streifen ist gerademal 10km breit, es ist ein riesen Gefängnis).
Man demonstriert, dass dahinter etwas gefährliches ist- ein weiterer schachzug
um seinen bürgern zu implementieren, wie gefährlich die palästinenser sind. Jedoch
wird auch beim mauerbau gepfuscht, denn die steht laut internationalem recht
nämlich nicht ganz gerecht wie im teilungsplan vorgesehen. Aber wen wunderts. Palästinenser
kommen nur noch mit einer erlaubnis nach israel (was glaubt ihr wohl wie leicht
die zu bekommen ist). Obwohl dort ihre ehemalige heimat ist. Überall in der
westbank sind auch checkpoints die mit soldaten besetzt sind..also kindern mit waffen.
Nachdem wir
die westbank kennenlernten führen wir in den norden. Bis dahin hatten wir 3
keinerlei probleme und wurden als ausländer in ruhe gelassen. Und als wir nach
israel dann reisen wollten hatten wir einen palästinenser im auto dabei. Ein freund
wollte uns begleiten, er hatte immherin eine einreiseerlaubnis. Also los gings.
Bei der grenze wurden wir dann rausgezogen. Sollten das ganze auto leerräumen.
die sind mit hunden in jeden winkel eindrungen haben sogar nach sprengstoff
unterm auto geschaut. Ich verstand die welt nicht mehr. Unsere taschen sollten
durchleuchtet werden, alles wurde nach sprengstoff untersucht. Ich fragte den
typen was das bitte sollte und er meinte nur ganz verdutzt provokant: „ihr
reist mit nem palästinenser und du fragst mich ernsthaft warum wir euch so
kontrollieren? Weißt du denn nichts über die?“ das nennt man auch
diskriminierung. Ich hab mich richtig fremdgeschämt. Dadurch, dass aber nicht
jeder grenzübergang so abgeht und teilweise auch nicht besetzt sind (also wenn
jemand eine bombe schmuggeln will schafft er das auch) merkt man, dass es
ebenfalls nur teil des systems ist: angst einjagen und sich selber einreden,
dass palästinenser gefährlich sind.
Dann gibt es
dort noch beduinen. Das sind araber ohne festes zuhause, die mit ihrem besitz
und zelten umherziehen, die schon immer in dem gebiet zu hause waren. solche sind
natürlich auch unerwünscht und werden überall verjagt. Funktioniert schließlich
leichter als menschen mit festem zuhause. Man fährt also durch die wüste und
sieht dann so surreale bilder wie 3 zelte umgeben von 20 panzern, welche die
menschen zum wegzug zwingen. Furchtbares
zeugnis einer ungleichheit!
Im norden
gings weiter (also nicht mehr palästina sondern israel). ein später
annektiertes gebiet, die golan höhen, wo ebenfalls menschen leben, die ihr leid
klagten. 1967 wurden das ehemals zu syrien gehöhrende gebiet besetzt und die
menschen wurden staatenlos. Denn sie lehnten die israelische staatsbürgerschaft
ab. Die syrische hatten sie ebenfalls verloren. Ihr leben änderte sich
grundlegend und israel feierte einen weiteren territorienzuwachs. Herzlichen glückwunsch!
Das waren
ziemlich heftige tage dort. Nachts hörten wir die bomben aus syrien und die
vorstellung wie menschen gerade auf der anderen seite sich gegenseitig umbringen,
begleitete uns in unsere träume. Dabei lagen wir paradoxerweise an dem
schönsten see, alles war optisch so friedlich. ich hatte die wahl wie ich damit
umgehe und entschied mich das bloß nicht zu emotional an mich heran zu lassen.
es fielen nach einigen tagen eher ein paar makabere witze darüber. Hinzunehmen was
man nicht ändern kann, das musste ich mir so oft sagen auf der reise.
Eva verließ
uns nach 2 wochen intensivster einblicke. Nun waren nasti und ich allein. Doch das
auch nur für gerade mal 6h. denn dann lernten wir einen in israel lebenden
palästinenser kennen (nicht alle wurden vertrieben). Keine ahnung wie wir das
immer machen, aber wir haben dann bei seiner familie gewohnt und ein paar
wunderschöne tage gehabt. Ich glaube nicht, dass das zufall war- menschen
ziehen erfahrungen an, im equivalent zu
deren persönlichkeit. wir hatten zum ersten mal mit einer riiiesigen arabischen
familie fastenbrechen erlebt (es war die ganze zeit ramadan- der fastenmonat im
islam). Ich hab noch nie so viel essen gesehen in meinem leben. pünktlich zum
sonnenuntergang sind die strassen wie leer gefegt und jeder schlemmt daheim mit
der ganzen familie. Nun, die ganze familie wär bei ibrahim unmöglich gewesen,
bei 1200 leuten. Aber die essensmenge war allemal dafür ausgelegt. Mein glas
hatte schlichtweg keine daseinsberechtigung auf diesem tisch.
Am letzten
abend fragte mich eine frau in der bäckerschlange nachdem sie erfuhr woher ich
komme „und, israel ist doch gar nicht so schlimm böse wie es in den medien
weltweit dargestellt wird, nicht wahr?“ ich war sprachlos, schlichtweg
sprachlos. Ich hatte also in dieses gefäß einer idee von dem konflikt inhalt gießen
können. Ich war bereit zu fliegen und auch sehr froh mein geld nicht weiter der
israelischen wirtschaft zuzuspielen.
Doch da wars
noch nicht vorbei. Am flughafen bekamen wir die tragweite am eigenen leib zu
spühren. Alles fing damit an, dass die uschi nicht glauben wollte, dass nasti
auch wirklich die person auf ihrem ausweis ist. Wir wurden mega gefilzt. Fast jeder
im übrigen. Deine kompletten klamotten werden mit einem tuch abgefahren und in
eine maschine gelegt um auf sprengstoff kontrolliert. Meine erdnussbutter
schlug nämlich alarm in verbindung mit meinem rucksack. Nasti durfte sie dann
einstecken. An all die chemiker unter euch: wenn mir das jemand erklären kann,
dann her damit!! Als sie dann nastis palästinensertuch entdeckten fingen die
fagen an…denn ein tuch kann scheinbar nicht nur einfach ein tuch sein.
Am flughafen
und beim beobachten im umgang mit den menschen merkte man, wie paranoid die
israelis sind. Ich kann gar nicht sagen, wie froh ich war, dort weggeflogen zu
sein…raus aus dieser gemischten perversität von machtbehauptung und perspektivstarre.
Versteht mich nicht falsch: das land ist superschön, die menschen begegneten
uns größtenteils auf beiden seiten freundlich und zuvorkommend, aber je mehr
hintergründe man erfährt, desto mehr wurde es zu einer politischen
entdeckungsreise für mich.