Sonntag, 4. August 2013

israel& palästina- und die frage wer hat die falafel erfunden?



ich hab begriffen, dass geschichte subjektives erleben ist. Nun, hier kommt meine eigene geschichte zu diesem krassen ort namens israel& palästina.
Wir sind dort ganz unvoreingenommen hingeflogen, hatten keinerlei einblick in den konflikt zwischen den beiden ethnien. Vom flughafen sind wir direkt in die westbank (israelisch besetztes gebiet was eigentlich laut teilungplan der UN den palästinensern zugesprochen wurde) gefahren und verbrachten erstmal ein paar tage dort. Eine wahre bereicherung war eva, die ich schon aus wien kannte und dort wohnte. Sie zeigte uns die ganze westbank und erklärte viele hintergründe. Ich begriff schnell wie verfeindet beide seiten sind. Wenn man sich die teilweise 8m hohe mauer (berlins mauer war 4m hoch im vergleich) anschaut, will man dahinter schaun. Auf welchen ängsten und machtstrukturen basiert sie?
Nun, als israel vor 60 jahren gegründet wurde, hatten die palästinenser land zugesprochen bekommen. Die westbank. Schön und gut. Jedoch hält sich israel nicht daran. überall sind mittendrin mit einmal ganz ordentliche strassen die auf einen berg führen wo eine neubausiedlung ist. Was die dort macht? Israel verkauft billig land in der westbank um die bürger dorthin zu locken, sich dort nieder zulassen. teil des vertreibungsplans. Irsaelis dringen immer weiter vor. Wenn die juden dann von a nach b kommen wollen stellen sie sich an die strasse und trampen, aber nicht allein: mindestens zwei bewaffnete soldaten geben ihnen schutz. Die sogenannten Siedler haben immer ein Gewehr dabei und schießerlaubnis inklusive. Was meint ihr wohl, inwiefern israel einen seiner juden bestrafen täte, wenn er einen palästinenser umgebracht hat? Und dann kann man sich die frage auch umgekehrt stellen. Das nennt sich dann perspektivesch menschenrecht. Pf.  Israel hat angst. Angst vor dem feind palästina. Denn der will ja nur böses. Das bekommen zumindest die menschen eingetrichtert. Von kindheit an. Schon mit 17 jahren, wenn sie noch schön formbar sind beim militär zum beispiel. Denn da muss jeder mann 3 jahre und jede frau 2 jahre wehrdienst absolvieren. Oder sollte ich sagen kinder? Israel konstruiert das bild vom feind recht clever. Die jungen menschen glauben tatsächlich, dass palästinenser gefährlich sind. Es gibt einige unberührte zonen in der westbank, da leben wirklich nur palästinenser. Ein großes rotes schild, aufgebaut von israelis, ziert die strasse wo draufsteht „ab hier lebensgefahr!“ was das soll? Ein mittel um den feind noch gefährlicher darzustellen. Und die menschen glauben es. Wer würde schon bei solch einem schild weiterfahren? Nun, wir :)  haben dort hauptsächlich unsere zeit verbracht und die liebsten menschen kennengelernt. Für israelis ist es sicherlich etwas heikel, aber kein wunder: vor 60 jahren als israel gegründet wurde, haben sie menschen vertrieben aus ihrer heimat, es gibt unzählige flüchtlingscamps. Jeder hat familienmitgleider oder freunde verloren, wer wäre da nicht sauer?
Beim letzten großen aufstand vor 10 jahren circa, wurden sogar die roten no-go-zonen von israelis überflutet. Von panzern. Wir haben mit leuten gesprochen, die das vor ort erlebten- nämlich jeder. Sie bekamen hausarrest, weil so die kontrolle leichter fiel. wenn man also nur ans fenster kam, fiel ein schuss. Häuser wurden durchsucht von palästinensern mit hunden die einen stöpsel im ohr hatten, die darauf dressiert werden, alles zu zerstören. Am ekligsten jedoch bleibt, dass die tiere auf befehl die wohnung zuscheissen sollten. Das lernen die bei der militärhundeschule!!!

Israel unternimmt einiges um sich weiter zu erhalten. Nun gibt’s das problem der fortpflanzung: palästinenser vermehren sich schneller. Was macht also der staat israel? Er spendiert ne runde birthright für jeden juden auf der erde (allein schon der name). Was das heißt? man hat bis zum 27. Lebensjahr die möglichkeit eine KOMPLETT finanzierte reise nach israel geschenkt zu bekommen. Warum? Weil so direkt angestrebt wird, dass juden nach israel immigrieren. Die haben dort den spaßigsten trip ihres lebens. Da überlegt man sich das tatsächlich. Ich hatte einen solchen typen kennengelernt, der erzählte mir, dass bei dem handout sogar drunter steht „macht jüdische kinder“. Kondome waren also von gestern. Die reinheit der juden soll weitergegeben werden und sich vermehren. ABARTIG! Asyltechnisch ist irael eine absolute niete. Da kommt man so gut wie nicht rein. Das würde den judenstaat in seiner ideologie angreifen und schwächen. Aber als weitere israelische vermehrungsmaßnahme, ist es menschen aus armen ländern anzubieten nach israel zu immigrieren, wenn sie zum judentum konvertieren. Deswegen sieht man immerhin einige schwarze und ließt auch hin und wieder russisch auf der stasse.
Die mauer wurde also gebaut um palästina abzugrenzen. Man schließt das böse weg. (Das system gipfelt im gazastreifen auf dem höhepunkt wo menschen eingesperrt werden und am existenzminimum leben, bei relativ hoher geburtenrate- die fläche ändert sich dort nicht, der Streifen ist gerademal 10km breit, es ist ein riesen Gefängnis). Man demonstriert, dass dahinter etwas gefährliches ist- ein weiterer schachzug um seinen bürgern zu implementieren, wie gefährlich die palästinenser sind. Jedoch wird auch beim mauerbau gepfuscht, denn die steht laut internationalem recht nämlich nicht ganz gerecht wie im teilungsplan vorgesehen. Aber wen wunderts. Palästinenser kommen nur noch mit einer erlaubnis nach israel (was glaubt ihr wohl wie leicht die zu bekommen ist). Obwohl dort ihre ehemalige heimat ist. Überall in der westbank sind auch checkpoints die mit soldaten besetzt sind..also kindern mit waffen.
Nachdem wir die westbank kennenlernten führen wir in den norden. Bis dahin hatten wir 3 keinerlei probleme und wurden als ausländer in ruhe gelassen. Und als wir nach israel dann reisen wollten hatten wir einen palästinenser im auto dabei. Ein freund wollte uns begleiten, er hatte immherin eine einreiseerlaubnis. Also los gings. Bei der grenze wurden wir dann rausgezogen. Sollten das ganze auto leerräumen. die sind mit hunden in jeden winkel eindrungen haben sogar nach sprengstoff unterm auto geschaut. Ich verstand die welt nicht mehr. Unsere taschen sollten durchleuchtet werden, alles wurde nach sprengstoff untersucht. Ich fragte den typen was das bitte sollte und er meinte nur ganz verdutzt provokant: „ihr reist mit nem palästinenser und du fragst mich ernsthaft warum wir euch so kontrollieren? Weißt du denn nichts über die?“ das nennt man auch diskriminierung. Ich hab mich richtig fremdgeschämt. Dadurch, dass aber nicht jeder grenzübergang so abgeht und teilweise auch nicht besetzt sind (also wenn jemand eine bombe schmuggeln will schafft er das auch) merkt man, dass es ebenfalls nur teil des systems ist: angst einjagen und sich selber einreden, dass palästinenser gefährlich sind.
Dann gibt es dort noch beduinen. Das sind araber ohne festes zuhause, die mit ihrem besitz und zelten umherziehen, die schon immer in dem gebiet zu hause waren. solche sind natürlich auch unerwünscht und werden überall verjagt. Funktioniert schließlich leichter als menschen mit festem zuhause. Man fährt also durch die wüste und sieht dann so surreale bilder wie 3 zelte umgeben von 20 panzern, welche die menschen zum wegzug zwingen.  Furchtbares zeugnis einer ungleichheit!
Im norden gings weiter (also nicht mehr palästina sondern israel). ein später annektiertes gebiet, die golan höhen, wo ebenfalls menschen leben, die ihr leid klagten. 1967 wurden das ehemals zu syrien gehöhrende gebiet besetzt und die menschen wurden staatenlos. Denn sie lehnten die israelische staatsbürgerschaft ab. Die syrische hatten sie ebenfalls verloren. Ihr leben änderte sich grundlegend und israel feierte einen weiteren territorienzuwachs. Herzlichen glückwunsch!
Das waren ziemlich heftige tage dort. Nachts hörten wir die bomben aus syrien und die vorstellung wie menschen gerade auf der anderen seite sich gegenseitig umbringen, begleitete uns in unsere träume. Dabei lagen wir paradoxerweise an dem schönsten see, alles war optisch so friedlich. ich hatte die wahl wie ich damit umgehe und entschied mich das bloß nicht zu emotional an mich heran zu lassen. es fielen nach einigen tagen eher ein paar makabere witze darüber. Hinzunehmen was man nicht ändern kann, das musste ich mir so oft sagen auf der reise.
Eva verließ uns nach 2 wochen intensivster einblicke. Nun waren nasti und ich allein. Doch das auch nur für gerade mal 6h. denn dann lernten wir einen in israel lebenden palästinenser kennen (nicht alle wurden vertrieben). Keine ahnung wie wir das immer machen, aber wir haben dann bei seiner familie gewohnt und ein paar wunderschöne tage gehabt. Ich glaube nicht, dass das zufall war- menschen ziehen erfahrungen an,  im equivalent zu deren persönlichkeit. wir hatten zum ersten mal mit einer riiiesigen arabischen familie fastenbrechen erlebt (es war die ganze zeit ramadan- der fastenmonat im islam). Ich hab noch nie so viel essen gesehen in meinem leben. pünktlich zum sonnenuntergang sind die strassen wie leer gefegt und jeder schlemmt daheim mit der ganzen familie. Nun, die ganze familie wär bei ibrahim unmöglich gewesen, bei 1200 leuten. Aber die essensmenge war allemal dafür ausgelegt. Mein glas hatte schlichtweg keine daseinsberechtigung auf diesem tisch.
Am letzten abend fragte mich eine frau in der bäckerschlange nachdem sie erfuhr woher ich komme „und, israel ist doch gar nicht so schlimm böse wie es in den medien weltweit dargestellt wird, nicht wahr?“ ich war sprachlos, schlichtweg sprachlos. Ich hatte also in dieses gefäß einer idee von dem konflikt inhalt gießen können. Ich war bereit zu fliegen und auch sehr froh mein geld nicht weiter der israelischen wirtschaft zuzuspielen.
Doch da wars noch nicht vorbei. Am flughafen bekamen wir die tragweite am eigenen leib zu spühren. Alles fing damit an, dass die uschi nicht glauben wollte, dass nasti auch wirklich die person auf ihrem ausweis ist. Wir wurden mega gefilzt. Fast jeder im übrigen. Deine kompletten klamotten werden mit einem tuch abgefahren und in eine maschine gelegt um auf sprengstoff kontrolliert. Meine erdnussbutter schlug nämlich alarm in verbindung mit meinem rucksack. Nasti durfte sie dann einstecken. An all die chemiker unter euch: wenn mir das jemand erklären kann, dann her damit!! Als sie dann nastis palästinensertuch entdeckten fingen die fagen an…denn ein tuch kann scheinbar nicht nur einfach ein tuch sein.
Am flughafen und beim beobachten im umgang mit den menschen merkte man, wie paranoid die israelis sind. Ich kann gar nicht sagen, wie froh ich war, dort weggeflogen zu sein…raus aus dieser gemischten perversität von machtbehauptung und perspektivstarre. Versteht mich nicht falsch: das land ist superschön, die menschen begegneten uns größtenteils auf beiden seiten freundlich und zuvorkommend, aber je mehr hintergründe man erfährt, desto mehr wurde es zu einer politischen entdeckungsreise für mich. 


















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